Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihr Unternehmen steckt mitten in einer herausfordernden Investitionsphase. Die Umsätze sind saisonal bedingt rückläufig, gleichzeitig stehen größere Ausgaben an. Die nächste Steuerzahlung aber ist bereits terminiert. Ein klassischer Liquiditätsengpass droht. Doch was wäre, wenn sich dieser Engpass mit vorausschauender Steuerplanung vermeiden ließe?
Genau hier setzt strategisches Liquiditätsmanagement durch Steuerplanung an: Es bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Steuerlast zeitlich zu verschieben, ohne rechtliche Risiken einzugehen. So wahren Sie Handlungsspielräume, insbesondere in kritischen Unternehmensphasen.
Warum Steuerplanung für Ihre Liquidität so entscheidend ist
Steuern gehören zu den größten Ausgabepositionen im Unternehmen. Die Höhe und der Zeitpunkt dieser Zahlungen lassen sich durch gezielte Maßnahmen steuern. Dafür eignen sich Vorauszahlungen, Abschreibungen oder Stundungen. So wird aus einem vermeintlich fixen Kostenblock ein flexibler Hebel zur Liquiditätssicherung.
Besonders relevant ist das in drei Phasen des „Unternehmerlebens“:
- Gründungsphase: Hier hilft eine kluge Steuerplanung, unnötige Vorleistungen zu vermeiden.
- Wachstumsphase: Investitionen lassen sich besser finanzieren, wenn Steuerlasten verschoben werden.
- Krisenzeiten: Durch gezielte Anträge auf Herabsetzung oder Stundung können Liquiditätsengpässe verhindert werden.
Welche Hebel Sie kennen und nutzen sollten
Auch wenn der steuerliche Spielraum begrenzt ist, ist er allemal nutzbar. Schon einfache Instrumente wie die Anpassung von Vorauszahlungen (bei Körperschaft-, Gewerbe- und Einkommensteuer) oder die Dauerfristverlängerung bei der Umsatzsteuer können signifikante Effekte erzielen. Bei temporären Schwierigkeiten ist zudem eine Stundung oder Ratenzahlung möglich. Das ist oft einfacher mit dem Finanzamt auszumachen als viele Unternehmer denken.
Wichtig ist jedoch: Die Kommunikation mit dem Finanzamt sollte frühzeitig, transparent und professionell erfolgen. Das erledigt am besten Ihr Steuerberater. Dieser sollte im Idealfall damit Erfahrung haben. Denn bei solchen Anträgen zählen neben den Fakten auch weiche Faktoren wie Vertrauensverhältnis und Historie.
Rückstellungen und Betriebsausgaben gezielt einsetzen
Ein weiterer effektiver Hebel: die zeitliche Abgrenzung von Betriebsausgaben und Rückstellungen.
Betriebsausgaben lassen sich vorziehen, um das Ergebnis zu senken. Rückstellungen wiederum können gebildet werden, um künftige Ausgaben bereits heute steuerlich zu berücksichtigen.
Wichtig ist die Unterscheidung: Betriebsausgaben wirken kurzfristig, Rückstellungen eher langfristig.
Sonderabschreibungen und Investitionsabzugsbeträge nutzen
Über Sonderabschreibungen nach § 7g EStG und Investitionsabzugsbeträge lassen sich künftige Investitionen steuerlich vorwegnehmen.
Das schont die Liquidität im Jahr der Bildung – vorausgesetzt, die Investition erfolgt innerhalb von drei Jahren. Wird sie nicht umgesetzt oder falsch dokumentiert, droht die Nachversteuerung. Deshalb gilt: Diese Hebel sind machtvoll, müssen aber mit Weitblick und Sicherheit eingesetzt werden.
Rechtsform und Struktur als strategischer Faktor
Auch die Wahl der Rechtsform beeinflusst Ihre Liquidität: Personengesellschaften ermöglichen größere Flexibilität bei Entnahmen.
Kapitalgesellschaften bieten dagegen strukturelle Vorteile, verlangen aber mehr Formalität und verursachen höhere Kosten.
Wer Liquidität effektiv steuern will, sollte auch über Holdingstrukturen nachdenken: Innerhalb einer Unternehmensgruppe lassen sich Gewinne und Verluste gezielt verlagern oder verrechnen. Voraussetzung: Sorgfältige Planung und laufende Dokumentation.
Standortwahl in Deutschland: Gewerbesteuer als Hebel
Ein oft unterschätzter Faktor ist die kommunale Gewerbesteuer: Sie variiert stark zwischen den Bundesländern und sogar zwischen Gemeinden.
Wer mehrere Standorte betreibt, sollte prüfen, wo der größte Wertschöpfungsanteil entsteht. Die Gewerbesteuer wird dort erhoben, wo Mitarbeiter tätig sind. Fiktive Umverteilungen funktionieren nicht, reale Verlagerungen hingegen schon.
Mit dem Finanzamt sprechen, bevor es eng wird
In wirtschaftlich angespannten Zeiten ist die frühzeitige Kommunikation mit dem Finanzamt entscheidend. Ob Stundung, Herabsetzung oder Vollstreckungsaufschub: Vieles ist möglich, wenn die wirtschaftliche Lage plausibel dargelegt wird.
Erfahrungsgemäß führen fristgerechte, offene Gespräche fast immer zu einer tragbaren Lösung.
Ausblick: Digitalisierung schafft Chancen
Die zunehmende Digitalisierung der Finanzverwaltung erleichtert nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Einhaltung von Fristen und Dokumentationspflichten.
Wer seine steuerlichen Unterlagen digital organisiert, ist im Vorteil und kann schneller auf Anforderungen oder Veränderungen reagieren.
Unsere Empfehlung für Ihre Steuerplanung im Unternehmen
Planen Sie Ihre Steuerzahlungen aktiv im Einklang mit Ihrer Liquidität. Setzen Sie Hebel wie Vorauszahlungen, Sonderabschreibungen oder Holdingstrukturen gezielt ein. Nutzen Sie die Möglichkeiten aber nur, wenn Sie die notwendigen Voraussetzungen sicher erfüllen können.
Und vor allem: Bleiben Sie im Dialog mit dem Finanzamt. Eine klare, frühzeitige Kommunikation schafft Vertrauen und sichert Ihre Handlungsspielräume.
Sie haben noch Fragen? Sie können unsere Kanzlei jederzeit per Telefon (+49 40 44 33 11), per E-Mail (anfrage@steuerberatung-breit.de) oder über das Kontaktformular (hier klicken!) kontaktieren.
Herzlichst
Kamil Wojcik

