Die Expansion ins Ausland bietet großes Wachstumspotenzial, erschließt neue Märkte und verspricht steigende Umsätze und Gewinne. Doch sie birgt zugleich erhebliche steuerliche Herausforderungen. Viele Unternehmer unterschätzen die Komplexität internationaler Steuerregeln und tappen in kostspielige Fallen, die nicht nur kurzfristig zu finanziellen Verlusten, sondern langfristig zu schweren rechtlichen Konsequenzen führen können. Eine sorgfältige Planung und klare steuerliche Strukturierung sind daher essenziell.
Als Experte für internationales Steuerrecht begleite ich seit vielen Jahren Unternehmen, die ihre Geschäfte erfolgreich ins Ausland erweitern möchten. In diesem Beitrag erläutere ich Ihnen detailliert die fünf häufigsten steuerlichen Fehler, deren Folgen sowie langfristige Probleme und wie Sie diese effektiv vermeiden.
Herausforderungen bei der Expansion ins Ausland
Internationale Expansionen bergen Herausforderungen, denen Sie sich frühzeitig bewusst sein müssen. Dazu zählen komplexe lokale Steuergesetze, internationale Regelwerke wie Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), Risiken bei der Preisgestaltung innerhalb Ihrer Unternehmensgruppe (Verrechnungspreise) sowie Compliance-Anforderungen bei der Umsatzsteuer und der Wahl geeigneter Rechtsformen. Ohne vorausschauende Planung riskieren Sie erhebliche steuerliche und finanzielle Nachteile.
Komplexe und riskante Länder für die Expansion
Einige Länder stellen besonders hohe Anforderungen an deutsche Unternehmen. Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, betrifft aber besonders beliebte Expansionsziele deutscher Unternehmen:
- USA: Extrem komplexes Steuersystem mit unterschiedlichen Regelungen auf Bundes- und Bundesstaatsebene. Fehler bei der Compliance können schnell zu teuren Rechtsstreitigkeiten führen.
- Schweiz: Unterschiedliche Steuersätze und Regelungen je nach Kanton. Fehlende Kenntnis lokaler Gegebenheiten kann hohe Nachzahlungen und Strafen verursachen.
- Irland: Zwar attraktiv durch niedrige Steuersätze, aber strenge Anforderungen an Compliance und tatsächliche wirtschaftliche Aktivitäten („Substanzanforderungen“).
- Malta: Niedrige Steuersätze, jedoch strenge regulatorische Anforderungen an die wirtschaftliche Substanz, deren Nichtbeachtung schnell zu Ermittlungen und Nachzahlungen führen kann.
Fehler Nummer 1: Fehlerhafte oder fehlende Steuerstrukturierung
Fehlende Steuerstrukturierung bedeutet, dass keine umfassende Planung der steuerlichen Aspekte bei der Gründung ausländischer Standorte erfolgt. Unternehmen entscheiden oft spontan oder ohne ausreichendes Fachwissen, was langfristige steuerliche Folgen hat.
Folgen:
Kurzfristige Steuerforderungen, doppelte Steuerbelastungen, erhöhte Compliance-Kosten.
Langfristige Probleme:
Strukturänderungen werden kompliziert und teuer, es entstehen unnötige Risiken bei Betriebsprüfungen und langfristige Wettbewerbsnachteile.
Vermeidung:
Engagieren Sie frühzeitig Experten, um eine individuell passende Steuerstruktur für Ihre Auslandsexpansion zu entwickeln.
Fehler Nummer 2: Doppelbesteuerung durch falsche Anwendung der Steuerregelungen
Das bedeutet für Ihr Unternehmen, dass unter Umständen Einkünfte sowohl im Ausland als auch in Deutschland besteuert werden, da internationale Steuerregelungen nicht korrekt angewandt werden.
Folgen:
Liquiditätsengpässe durch hohe Steuerbelastungen, administrative Mehrkosten.
Langfristige Probleme:
Nachträgliche Erstattungen sind komplex und langwierig, Geschäftsmodelle können unrentabel werden.
Vermeidung:
Intensive Prüfung bestehender Doppelbesteuerungsabkommen und deren sorgfältige Anwendung.
Fehler Nummer 3: Falsche Preisgestaltung bei Verrechnungspreisen
Die Preisgestaltung zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft betrifft die internen Preise, die für Waren und Dienstleistungen innerhalb eines Unternehmensverbunds verrechnet werden. Viele Unternehmen machen den Fehler, diese Preise nicht marktgerecht zu gestalten, oft um Gewinne künstlich in Niedrigsteuerländer zu verschieben. Die Steuerbehörden interpretieren diese Praxis schnell als Steuervermeidung und reagieren entsprechend.
Folgen: Behördliche Betriebsprüfungen, empfindliche Bußgelder und Steuernachzahlungen, erhöhte administrative Belastungen durch intensivere Überwachung.
Langfristige Probleme: Anhaltende rechtliche Auseinandersetzungen, erheblicher Imageverlust, mögliche Einschränkungen bei zukünftigen Geschäftstätigkeiten im Ausland.
Vermeidung: Verrechnungspreise stets nach OECD-Richtlinien festlegen, Marktvergleiche durchführen und eine umfassende Verrechnungspreisdokumentation erstellen.
Fehler Nummer 4: Umsatzsteuer-Stolperfallen nicht bedenken
Verkannte oder ignorierte Registrierungspflichten und Regelungen zur Umsatzsteuer im Ausland, passieren leichter und schneller als Sie vielleicht denken.
Folgen:
Hohe Nachforderungen, empfindliche Strafen.
Langfristige Probleme:
Ständige Nachkorrekturen, erhöhte Compliance-Kosten, Verlust der Reputation.
Vermeidung:
Vorab klare Analyse der Umsatzsteuerpflichten und systematische Umsetzung aller Compliance-Anforderungen.
Fehler Nummer 5: Ungeeignete Rechtsformwahl
Die Wahl einer Rechtsform, die steuerliche Nachteile im Ausland verursacht, beispielsweise bei Haftungsfragen oder steuerlichen Pflichten, kann nicht nur zum Stolperstein, sondern sogar zum sprichwörtlichen “Sargnagel” Ihrer Expansionspläne werden.
Folgen: Höhere Steuerbelastungen, hohe administrative Belastungen.
Langfristige Probleme:
Komplizierte und kostspielige Umstrukturierungen, Einschränkung der strategischen Flexibilität.
Vermeidung:
Gründliche Analyse der Rechtsformen und ihrer steuerlichen und rechtlichen Implikationen im Zielland.
Fazit: Steuerliche Klarheit und ein Steuerkonzept schaffen Erfolg
Eine sorgfältige steuerliche Planung bedeutet, die richtigen Weichen frühzeitig zu stellen, um Ihre Auslandsexpansion langfristig erfolgreich und kosteneffizient zu gestalten. Dazu gehört die systematische Analyse der steuerlichen Anforderungen im Zielland, das Vermeiden von Doppelbesteuerungen und eine gut dokumentierte Verrechnungspreisstrategie. Professionelle Begleitung durch Experten verhindert kostspielige Fehler, minimiert Risiken und sichert Ihnen die notwendige Rechtssicherheit. Darüber hinaus schaffen klare steuerliche Strukturen Transparenz gegenüber internationalen Behörden, was Ihren Geschäftsalltag deutlich erleichtert.
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Als Experte für internationales Steuerrecht, strategische Steuergestaltung und Steuerplanung haben wir uns auf Herausforderungen besonders komplexer nationaler und internationaler Unternehmenskonstrukte spezialisiert.
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Herzlichst,
Thomas Breit
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