Sie würden gerne Ihr Geschäft erweitern und neue, attraktive Märkte erschließen? Ihr Plan ist es, dazu eine Firma zu kaufen und die größte Hürde, die Sie jetzt noch überspringen müssen ist die Unternehmenskauf Finanzierung?
Keine Sorge: Viele Unternehmer befinden sich in genau der selben Situation.
Sollen Sie am besten alles mit vorhandenem Eigenkapital bezahlen oder können Sie auch einen Kredit aufnehmen?
In meinem Alltag als Steuerberater werde ich von meinen Klienten häufig mit diesen Fragen konfrontiert. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass viele Unternehmer hier unsicher sind. Und das ist auch gar nichts Schlechtes. Denn ein Unternehmenskauf ist eine große Investition und muss gut geplant werden.
Bevor man überhastet die falsche Entscheidung trifft, sollte man sich über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Finanzierungen beim Unternehmenskauf im Klaren sein. Genau hier möchte ich mit diesem Blogbeitrag ansetzen.
Ich erkläre Ihnen, welche drei Möglichkeiten Sie zur Finanzierung eines Unternehmenskaufs grundsätzlich haben und von welchen Förderungen Sie zusätzlich profitieren könnten. Hier finden Sie eine kurze Übersicht des Beitrags:
- 1. Weg: Unternehmenskauf Finanzierung mit 100% Eigenkapital
- 2. Weg: Vollständige Finanzierung durch Fremdkapital (Kredite)
- 3. Weg: Finanzierung durch eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital
- Diese Voraussetzungen müssen Sie für einen Bankkredit erfüllen
- Hilfe beim Unternehmenskauf: Von diesen Förderungen können Sie profitieren
Dieser Beitrag wurde am 13. September 2021 aktualisiert.
1. Weg: Unternehmenskauf Finanzierung mit 100% Eigenkapital
Aus der Sicht eines Steuerberaters wäre diese Variante die beste bei einem Unternehmenskauf.
So haben Sie als Unternehmer keinerlei Schulden bei Banken und sind daher auch keinem Kreditinstitut verpflichtet. Sollte es, aus welchen Gründen auch immer, einmal für einige Zeit nicht so rosig laufen, können Sie so nie in Rückzahlungs-Schwierigkeiten kommen.
In der Praxis ist eine gänzliche Finanzierung mit Eigenkapital aber meistens unrealistisch. Die Summen sind einfach zu hoch, um alles nur mit Eigenkapital zu bezahlen.
Haben Sie nicht genug Eigenkapital, gibt es aber mehrere Möglichkeiten, um neues Eigenkapital zu beschaffen. Sie oder Ihre Mit-Gesellschafter könnten beispielsweise zusätzliches Kapital aus der eigenen Tasche in das Unternehmen einzahlen.
Diese Option zur Eigenkapitalerhöhung ist wahrscheinlich allen Unternehmern bekannt. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen aber 2 weitere Optionen vorstellen, die in der Praxis (noch) wenig verwendet werden, aber in manchen Fällen durchaus Sinn machen:
- Crowdfunding: Beim Crowdfunding beteiligen sich viele “kleinere” Investoren, die oft auch Privatpersonen sind, an einem Unternehmen. Rechtlich gesehen handelt es sich dabei dann meistens um stille Partner. Diese Methode ist besonders für Unternehmen geeignet, die “coole” Projekte an End-Konsumenten verkaufen möchten. Denn bei diesen Projekten ist es einfacher, viele Investoren anzulocken. Die weltweit beliebteste Plattform, um eine Crowdfunding-Kampagne zu starten ist Kickstarter.
- Business Angels: Bei Business Angels handelt es sich um Investoren, die einem Unternehmen neben Ihrem Investment auch noch mit Ihrer Management-Erfahrung und Ihren Kontakten weiterhelfen. Man bekommt also nicht nur frisches Eigenkapital, sondern auch Know-How. Im Gegenzug versprechen sich die Business Angels eine Wertsteigerung ihres Unternehmens-Anteils. Hier finden Sie einen Überblick über Business Angels in Deutschland: https://www.business-angels.de/
Mit diesen beiden Möglichkeiten können Sie Ihr Eigenkapital aufbessern. Allerdings wird auch das in den meisten Fällen nicht ausreichen, um den gesamten Kaufpreis mit Eigenkapital zu decken. In diesem Fall können Sie auch bei einem Unternehmenskauf auf einen Kredit zurückgreifen.
Worauf Sie dabei achten müssen, erkläre ich Ihnen weiter unten in diesem Beitrag.
2. Weg: Vollständige Finanzierung durch Fremdkapital (Kredite)
Bei vielen Unternehmern ist ein Kredit sehr negativ behaftet. Dort sieht man eine Fremdfinanzierung als sprichwörtlichen “Klotz am Bein”. Durch einen hohen Kredit spiele man mit der Zukunft des Unternehmens, bekommt man da häufig zu hören.
Da ist auch sicherlich etwas Wahres dran. Einen Kredit sollten Sie nur nach sorgfältiger Überlegung abschließen. Außerdem sollte Ihre Eigenkapitalquote nie unter 20% rutschen, sonst bringen Sie Ihr Unternehmen langfristig in Gefahr.
Richtig eingesetzt können Sie aber speziell bei niedrigen Zinsen von einem Kredit profitieren. Denn ist Ihre Gesamtkapitalrendite höher als die Kreditverzinsung, steigern Sie mit diesem Kredit Ihre Eigenkapitalrendite.
Die Rendite, die Sie mit Ihrem geliehenen Geld erwirtschaften, ist also höher als Ihre Zins-Zahlungen. In der Fachsprache bezeichnet man das als Leverage Effekt.
Eine hohe Eigenkapitalrendite steigert Ihre Bonität bei Banken und macht Ihr Unternehmen auch für potentielle Investoren attraktiver.
Wichtig: Meiner Meinung nach ist eine gänzliche Finanzierung mit Fremdkapital trotz einer möglichen höheren Eigenkapitalrendite nur in seltenen Fällen eine gute Option.
Sie müssen bedenken, dass bei einem Kredit immer ein Rest-Risiko bleibt. Wenn es geschäftlich einmal nicht so gut läuft, müssen Sie Ihre Raten dennoch pünktlich bezahlen können.
Welchen Weg ich (fast) all meinen Mandanten empfehle, lesen Sie im nächsten Absatz.
3. Weg: Finanzierung durch eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital
Wie bei den ersten beiden Wegen erklärt, bieten die Finanzierungsmöglichkeiten mit Eigen bzw. Fremdkapital unterschiedliche Vor- und Nachteile:
Eigenkapital ist weniger risikoreich als ein Kredit und Sie müssen keine laufenden Rückzahlungen leisten. In der Praxis ist es allerdings häufig schwierig genügend Eigenkapital aufzubringen, um den Unternehmenskauf gänzlich auf diese Art zu finanzieren.
Durch geschickt eingesetztes Fremdkapital können Sie beim Unternehmenskauf Ihre Eigenkapitalrendite steigern, wenn die Rendite durch den Unternehmskauf höher als die Zinszahlungen ist. Dennoch bleibt bei einem Kredit immer ein gewisses Risiko und die gänzliche Fremdfinanzierung ist nicht ratsam.
Die Lösung ist denkbar einfach: Sie setzen sowohl auf Eigen- als auch auf Fremdkapital. Wie viel Prozent dabei durch einen Kredit finanziert werden und wie viele Mittel Sie selbst aufbringen, kann je nach Fall unterschiedlich sein.
Achten Sie jedoch in jedem Fall darauf, dass Ihre Eigenkapitalquote wie oben erwähnt nie unter 20% sinkt.
Das brauchen Sie für einen Kredit bei einer klassischen Bank
Für eine gute Bonität bei einer gewöhnlichen Bank müssen Sie:
- Schon 3 Jahre lang selbstständig sein.
- Gewinne verzeichnen können.
- Einen guten Substanzwert haben.
Erfüllen Sie diese drei Voraussetzungen bei einer klassischen Bank, erhalten Sie normalerweise den gewollten Kredit.
Das Gegenmodell: Ein Kredit bei einer FinTech-Bank
FinTech-Banken sind Ihre Alternative zu einer klassische Bank. Kredite von diesen Banken sind zwar in der Regel teurer als andere, jedoch haben diese Banken geringere Bonitäts-Anforderungen an Unternehmer.
So müssen Sie bei einer FinTech-Bank beispielsweise erst 1 Jahr lang selbstständig sein. Außerdem hilft Ihr selbst geschaffener Firmenwert (welcher von FinTech-Banken als Vermögenswert angesehen wird), Ihre Bonität bei dieser Art von Bank zu erhöhen.
Ein hoher Firmenwert kann dabei sogar fehlende Gewinne wettmachen.
Diese Sicherheiten reichen aus für gewöhnlich aus, damit Sie Ihren gewollten Kredit von einer FinTech-Bank erhalten.
Daher ist es möglich, dass Sie als Unternehmer auf der Suche nach einem Kredit bei einer FinTech-Bank mehr Glück haben, als bei einer klassischen Bank.
Hilfe bei der Unternehmenskauf Finanzierung: Von diesen Förderprogrammen könnten Sie profitieren
Als Unternehmer können Sie beim Unternehmenskauf von attraktiven Förderungen profitieren. So bietet zum Beispiel die Kreditanstalt für Wiederaufbau (kurz KfW) geförderte Kredite an.
Bei diesen Krediten brauchen Sie meistens nur wenige Sicherheiten und haben eine gewisse Anzahl an tilgungsfreien Jahren zu Beginn des Kredits.
Hier finden Sie mehr Informationen zu den Krediten der KfW: https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Gr%C3%BCnden-Nachfolgen/
Befindet sich Ihr Unternehmenssitz in Berlin, könnte auch ein geförderter Kredit der Investitionsbank Berlin (kurz IBB) für Sie interessant sein. Ähnlich wie die KfW brauchen Sie auch hier nur wenige Sicherheiten und profitieren von tilgungsfreien Jahren. Hier finden Sie mehr Informationen zur IBB: https://www.ibb.de/de/wirtschaftsfoerderung/foerderprogramme-a-z/foerderprogramme-a-z.html
Auch in anderen Bundesländern gibt es solche Investitionsbanken. Hier finden Sie eine Übersicht mit allen Investitionsbanken in Deutschland: https://www.gruenderlexikon.de/checkliste/informieren/berater-suchen/wo-beratung-gruendung/landesfoerderinstitute/
Fazit zur Unternehmenskauf-Finanzierung: Der richtige Mix aus Eigen- und Fremdkapital macht’s
Im Idealfall sollten Sie Ihren Unternehmenskauf mit eigenen Mitteln finanzieren. In der Realität ist das allerdings meistens nicht realistisch. Die Kaufpreise sind dafür einfach zu hoch. In diesem Fall können Sie auf einen Kredit zurückgreifen.
Das ist vor allem in Zeiten von niedrigen Zinsen attraktiv. Dabei müssen Sie aber immer Ihre Eigenkapitalquote im Auge behalten. Diese sollte nicht unter 20 % sinken.
Der beste Finanzierungs-Weg wird also für die meisten Unternehmer irgendwo in der Mitte liegen: Man verwendet für einen Teil des Kaufpreises Eigenkapital und greift für den Rest auf einen Kredit zurück.
Sie haben noch weitere Fragen zum Unternehmenskauf oder möchten wissen, welche Fehler Sie beim Kauf auf gar keinen Fall machen dürfen?
Gerne können Sie mit Ihren Fragen auf mich zukommen. Das Erstgespräch am Telefon führe ich ganz unverbindlich. Schließlich wollen Sie sichergehen, dass ich auch der richtige Steuerberater für Sie bin.
In diesem Sinne, können Sie mich jederzeit via Telefon (+49 40 44 33 11), E-Mail (anfrage@steuerberatung-breit.de) oder Kontaktformular (hier klicken!) in meiner Steuerberatungskanzlei in Hamburg kontaktieren.
Herzlichst,
Ihr Thomas Breit
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