Ein lukrativer Exit will nicht nur gut verhandelt, sondern vor allem sorgfältig vorbereitet sein. Wer sein Unternehmen an Private-Equity-Investoren oder Fonds verkaufen möchte, steht vor einer Vielzahl steuerlicher Entscheidungen, die maßgeblich über den wirtschaftlichen Erfolg des Verkaufs bestimmen.
In diesem kleinen Leitfaden zeige ich auf, wie Sie typische Fallstricke vermeiden und mit den richtigen Strategien die steuerliche Belastung beim Exit deutlich senken.
Strategische Vorbereitung und Planung
Sie befinden sich am Wendepunkt Ihres Unternehmens: Ein PE-Investor signalisiert Interesse – und Sie stehen vor der Frage, ob Sie rechtzeitig die steuerliche Basis für einen erfolgreichen Exit legen können. Denn eine zu spät begonnene steuerliche Exit-Planung kann den Unternehmensverkauf unnötig teuer machen – sowohl was die Steuerlast betrifft als auch Ihre Verhandlungsposition. Hier zeige ich auf, wie Sie diesen Prozess strategisch und steuerlich optimal vorbereiten.
Bereits in der frühen Phase eines geplanten Verkaufs gibt es wichtige steuerliche Fragen, die geklärt sein sollten. Wer hier vorausschauend handelt, kann die Weichen frühzeitig stellen und Gestaltungsspielräume nutzen:
- Transaktionsform schon früh definieren: Ob Asset Deal oder Share Deal – diese Wahl beeinflusst sofort Ihre Steuerexposition. Bereits in der Planungsphase müssen Sie beide Varianten gegenüberstellen und klären, welche für Ihren Exit steuerlich günstiger ist.
- Carve-out‑Struktur prüfen: Ist ein operativer Bereich besonders attraktiv für Investoren, kann sich eine Ausgliederung in eine eigene GmbH lohnen – steuerneutral möglich, wenn frühzeitig geplant. So verschieben Sie die Steuerlast auf Anteile statt Assets.
- Due Diligence vorbereiten: Auch Verkäufer müssen sich mit den wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Risiken auseinandersetzen – wer frühzeitig eine Due Diligence initiiert, stärkt seine Verhandlungsposition erheblich.
Wie früh müssen Unternehmer mit der steuerlichen Vorbereitung beginnen? Je nach Ausgangssituation kann der Vorlauf erheblich sein:
- Langfristige Prozesse starten: Für steuerneutrale Umstrukturierungen (z. B. Carve-outs) sind zwei bis fünf Jahre Vorlauf ideal.
- Kurzfristig realisierbar: Wenn die Zeit eng ist, empfiehlt sich eine klare Analyse, welche steuerlichen Hebel noch rechtlich zulässig und praktisch umsetzbar sind – z. B. Holdingstruktur, Teileinkünfteverfahren, Freistellungen.
Deal‑Struktur: Asset Deal vs. Share Deal
Je nach gewählter Transaktionsform – Asset Deal oder Share Deal – ergeben sich erhebliche Unterschiede in der steuerlichen Behandlung:
- Asset Deal: Verkaufen Sie einzelne Betriebsbestandteile (z. B. Maschinen, Patente, Immobilien), wird der Veräußerungsgewinn voll versteuert. Für Kapitalgesellschaften bedeutet dies ~30 % Steuerlast, für natürliche Personen greift der persönliche Einkommensteuersatz bis zu 45 %.
- Share Deal: Der Verkauf von Anteilen an einer Kapitalgesellschaft unterliegt anderen Regeln: Für natürliche Personen gilt das Teileinkünfteverfahren (60 % steuerpflichtig), für Kapitalgesellschaften sind 95 % der Gewinne steuerfrei (5 % unterliegen der KSt und GewSt).
Interessenskonflikt: Share Deal vs. Asset Deal
Die steuerlichen und bilanziellen Interessen von Käufer und Verkäufer sind selten deckungsgleich:
- Verkäufer bevorzugen Share Deals, da sie steuerlich günstiger sind und das Haftungsrisiko minimieren.
- Käufer bevorzugen Asset Deals, da sie gezielt Wirtschaftsgüter übernehmen und die Abschreibungsbasis erhöhen können.
- Lösungsansätze: Kaufpreisreduktionen, Gewährleistungen oder hybride Transaktionsmodelle.
Fallstricke beim Asset Deal
Wer einzelne Wirtschaftsgüter veräußert, muss steuerlich besonders aufpassen:
- Einzelwirtschaftsgüter werden separat bewertet: Dies kann zu unerwarteten stillen Reserven und erhöhter Steuerlast führen.
- Umsatzsteuerpflicht: Asset Deals können der Umsatzsteuer unterliegen, wenn keine Geschäftseinheit übertragen wird.
Besteuerung von Veräußerungsgewinnen beim Share-Deal
Wer sein Unternehmen oder Unternehmensanteile veräußert, erzielt in der Regel einen erheblichen Veräußerungsgewinn – und dieser ist steuerpflichtig. Je nach Rechtsform des Verkäufers – natürliche Person oder Kapitalgesellschaft – greifen dabei unterschiedliche Regelungen, Freibeträge und Verfahren. Die richtige Struktur entscheidet dabei oft über mehrere zehntausend Euro Steuerdifferenz.
Natürliche Personen
- Teileinkünfteverfahren: 60 % des Gewinns aus dem Verkauf von GmbH-Anteilen sind steuerpflichtig, wenn der Verkäufer zu mindestens 1 % beteiligt war.
- Privilegierung durch § 16 EStG: Unter bestimmten Bedingungen kann ein Freibetrag von 45.000 € beansprucht werden – etwa bei Vollendung des 55. Lebensjahres oder dauernder Berufsunfähigkeit.
Kapitalgesellschaften
Auch bei Kapitalgesellschaften ist der Veräußerungsgewinn grundsätzlich steuerpflichtig – allerdings in stark reduzierter Form, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind:
- 95 % steuerfrei: Veräußerungsgewinne sind für Kapitalgesellschaften grundsätzlich zu 95 % steuerfrei – die verbleibenden 5 % unterliegen der Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer.
- Holdingvorteil: Wird die verkaufende Gesellschaft von einer Holding gehalten, bleibt der Gewinn nahezu steuerfrei und kann innerhalb der Holding weiter investiert werden.
Besonderheiten bei PE- und Fonds-Investoren
Internationale Fonds und Private-Equity-Investoren strukturieren ihre Beteiligungen oft komplex und grenzüberschreitend. Daraus ergeben sich für Verkäufer zusätzliche steuerliche Fragestellungen – insbesondere mit Blick auf Quellensteuerpflichten, Doppelbesteuerungsabkommen und das Investmentsteuergesetz.
Besondere steuerliche Anforderungen
- Strukturierung bei internationalen Käufern: Bei Käufern mit Sitz im Ausland gelten internationale Steuerabkommen, die Quellensteuerpflichten oder Steuerfreistellungen regeln können.
- Investmentsteuergesetz: Relevant bei Erwerbern in Fondsstruktur – steuerliche Transparenz und Anrechnungsmechanismen müssen geprüft werden.
Zeitliche Aspekte und Kaufpreiszahlung
Nicht nur die Höhe des Kaufpreises, sondern auch der Zeitpunkt des rechtlichen Übergangs und der tatsächlichen Zahlung beeinflussen die Besteuerung. Besonders bei gestundeten oder erfolgsabhängigen Kaufpreisbestandteilen (Earn-outs) ist Vorsicht geboten.
Entstehung der Steuerpflicht
- Closing maßgeblich: Die Steuerpflicht entsteht regelmäßig mit dem rechtlichen Übergang des Unternehmens – also beim Closing, nicht beim Signing.
- Besonderheiten bei Ratenzahlung: Stundungen oder earn-out-Klauseln führen zu einer gestreckten Besteuerung – das Zuflussprinzip gilt.
Risiken bei verzögerter Kaufpreiszahlung
Wenn man als Verkäufer den Kaufpreis nicht sofort oder in Raten erhält, um bsp. für den potenziellen Käufer attraktiver zu sein, ist besondere Vorsicht geboten. Denn es gibt dabei ein Ausfallrisiko.
Bei solchen Zahlungsproblemen auf Käuferseite bleibt die Steuerpflicht allerdings bestehen – auch ohne vollständigen Mittelzufluss! Daher sollten Sie sich als Verkäufer absichern. Z.B. durch Garantien, Treuhandmodelle und Bankbürgschaften etc.
Steuerliche Optimierung und Beratung
Eine durchdachte steuerliche Exit-Strategie kann den Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Verkaufserlös ausmachen. Es gibt zahlreiche legale Gestaltungsmöglichkeiten, um die Steuerlast zu minimieren und den Verkaufserlös effizient weiter zu verwenden.
Gestaltungsspielräume
- Verkauf über Holding: Reduziert die Steuerbelastung und schafft Investitionsspielraum.
- Freibeträge nutzen: Frühzeitige Planung ermöglicht Nutzung von Freibeträgen und Gestaltungsmöglichkeiten.
Beratungsbedarf
- M&A- und Steuerexperten einbinden: Ein integrierter Beratungsansatz verhindert Fehler und maximiert steuerliche Vorteile.
- Typische Fehler vermeiden: Zu späte Planung, falsche Transaktionsstruktur oder unklare Vertragsgestaltung kosten bares Geld.
Nach dem Verkauf
Auch nach dem Closing ist der Verkäufer nicht aus der steuerlichen Verantwortung entlassen. Es gilt, Meldepflichten zu erfüllen, die Gewinnermittlung korrekt vorzunehmen und den Erlös strukturiert zu reinvestieren, um spätere Belastungen zu vermeiden.
Meldepflichten
- Finanzamt informieren: Innerhalb eines Monats nach Vertragsabschluss.
- Gewinnermittlung: Sorgfältige Dokumentation aller Transaktionsbestandteile.
Reinvestition des Erlöses
- Holdingstruktur: Ermöglicht steuerneutrale Weiterverwendung des Erlöses.
- Familiengesellschaft: Geeignet zur Vermögensstrukturierung und steueroptimierten Nachfolgeplanung.
Fazit: Frühzeitige Planung entscheidet über Ihren persönlichen Gewinn nach Steuern
Ein Unternehmensverkauf an PE-Investoren oder Fonds bietet große Chancen – auch steuerlich. Entscheidend ist, dass Sie frühzeitig die Weichen stellen, die richtige Dealstruktur wählen und steuerliche Optimierungen konsequent vorbereiten.
Eine professionelle steuerliche und rechtliche Begleitung schützt Sie vor Fallstricken und sichert Ihren wirtschaftlichen Erfolg. Wir als spezialisierte Kanzlei für strategische Steuergestaltung helfen täglich Klienten in solch entscheidenden Situationen. Scheuen Sie sich nicht, dabei um Rat zu Fragen!
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Herzlichst,
Thomas Breit
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