Unternehmensverkauf an die Mitarbeiter: Das ist der größte Fehler beim Management-Buy-Out
Sie sind Unternehmer und haben mit jahrzehntelanger Arbeit eine erfolgreiche Firma aufgebaut? Ihre Unternehmer-Laufbahn neigt sich aber jetzt dem Ende zu und Sie sind auf der Suche nach einem passenden Nachfolger?
Einer Ihrer Mitarbeiter möchte die Firma gerne übernehmen und Sie überlegen, ob Sie ihm Ihr Lebenswerk tatsächlich anvertrauen sollen?
Im Rahmen der Nachfolgeplanung ist das für Unternehmer häufig eine schwierige Situation: Als treuer Mitarbeiter versteht diese Person das alltägliche “Handwerk” in Ihrem Betrieb.
Dennoch sind Sie sich nicht sicher, ob auch ausreichende unternehmerische Fähigkeiten vorhanden sind. Schließlich hat dieser Mitarbeiter keinerlei Erfahrung in der Unternehmensführung und muss diesen “Beruf” erst von der Pike auf lernen.
Ein Management-Buy-Out ist also immer ein Balanceakt. Damit Sie diesen Akt meistern können, erkläre ich Ihnen in diesem Artikel:
- Was ein Management-Buy-Out genau ist
- Was einen Management-Buy-Out von einem “normalen” Unternehmensverkauf unterscheidet
- Welcher große Fehler häufig begangen wird (inkl. Fallbeispiel)
- Wie Sie sich gegen diesen Fehler absichern können
Dieser Beitrag wurde am 27. März 2022 aktualisiert.
Was ist ein Management-Buy-Out?
Als Management-Buy-Out bezeichnet man den Unternehmensverkauf an einen Mitarbeiter.
Grundsätzlich läuft dieser Verkauf wie jede andere Betriebsübernahme ab: Der Betrieb wird von einem externen Unternehmensberater bewertet und der ermittelte Wert bildet die Basis für die Preisverhandlungen.
Wird eine Einigung erzielt, übernimmt der Interessent das Unternehmen sowie alle steuerrechtlichen Haftungen vom derzeitigen Inhaber.
Wie unterscheidet sich ein Verkauf an die Mitarbeiter von einem “normalen” Unternehmensverkauf?
Im Großen und Ganzen unterscheidet sich ein Management-Buy-Out kaum von einem anderen Unternehmensverkauf.
Der einzige bedeutende Unterschied: Kauft ein Mitarbeiter Ihr Unternehmen, verringert seine bisherige Arbeitsleistung in der Regel Ihren Verkaufspreis.
Denn die jahrelange Mitwirkung eines Angestellten im Unternehmen wird in vielen Bewertungsverfahren berücksichtigt.
Ansonsten gelten beim Management-Buy-Out die gleichen Regeln wie bei einem Verkauf an eine betriebsfremde Person.
Der größte Fehler beim Management-Buy-Out: Falscher Mitarbeiter übernimmt die Firma
In sehr vielen Fällen verwechselt ein Unternehmensinhaber einen guten Mitarbeiter mit einem guten Unternehmer.
Heißt: Nur weil ein Mitarbeiter jahrelang gute Arbeit in Ihrer Firma geleistet hat, bedeutet das nicht, dass er auch für die Unternehmensführung geeignet ist.
Laut meiner Erfahrung als Steuerberater in Hamburg ist das der bei weitem am häufigsten begangene Fehler von Unternehmern bei einem Management Buy-Out.
Für die Führung eines Unternehmens werden nämlich in der Regel andere Kompetenzen und Erfahrungen als für einen Angestellten-Posten benötigt.
Außerdem kommt es häufig zu Konflikten mit anderen, jahrelangen Arbeitskollegen: Aus einem rein freundschaftlichen wird plötzlich ein geschäftliches Verhältnis.
Einige Mitarbeiter können das nicht akzeptieren und möchten sich von einem ehemaligem Kollegen nichts sagen lassen.
Um den Mitarbeiter fachlich auf die Übernahme vorzubereiten, sollten Sie Ihn unternehmerisch ausbilden. Diese Ausbildung sollte dann in eine Testphase übergehen und erst dann entscheiden Sie endgültig, ob Sie Ihr Unternehmen an diese Person übergeben.
Pleite 4 Jahre nach der Übernahme: Fehler mit detailliertem Fallbeispiel erklärt
Einer meiner Mandanten hat sich vor einigen Jahren dazu entschieden, sein Unternehmen an einen seiner leitenden Angestellten zu übergeben.
Vor der Übergabe verfügte das Unternehmen über ein Eigenkapital von 3 Millionen Euro, abbezahlten Immobilien-Besitz und mehr als 400.000 Euro an Barvermögen.
4 Jahre nach der Übernahme war das Unternehmen insolvent.
Außerdem war der neue Eigentümer auch privat insolvent und wurde rechtskräftig zu Geldstrafen wegen Insolvenzverschleppung und Bilanzbetrug verurteilt.
Wie konnte das passieren?
Ganz einfach: Obwohl der neue Eigentümer bereits in leitender Position beim Unternehmen tätig war, war er mit seiner neuen Rolle als Inhaber komplett überfordert.
Die Mitarbeiter konnten sich nur schwer damit abfinden, dass ein ehemaliger Kollegen plötzlich zum Chef wurde und das Betriebsklima litt spürbar darunter.
Auch die Qualität der Produkte ließ nach und zusammen mit Fehlinvestitionen in Millionenhöhe waren die Eigenkapital- und Barreserven nach 4 Jahren aufgebraucht.
Um an weitere Kredite zu gelangen, fälschte er mit der Hilfe eines Wirtschaftsprüfers die Bilanz. Er dachte, dass er nur ein bisschen Zeit gewinnen muss und das Unternehmen über kurz oder lang profitabel werden wird.
Das gelang allerdings nicht und der Schwindel flog auf.
Das Ergebnis: Der Wirtschaftsprüfer verlor seine Lizenz und musste eine Geldstrafe zahlen. Wie oben erwähnt war das Unternehmen und der neue Inhaber insolvent. Oben drauf folgte noch die rechtskräftige Verurteilung wegen Bilanzbetrug und Insolvenzverschleppung.
Mit diesen 2 Tipps können Sie sich vor einem folgenschweren Fehler absichern
Da Management-Buy-Outs leider regelmäßig wie im obigen Beispiel beschrieben “schief gehen” und diese Misserfolge vorher fast unmöglich vorherzusagen sind, setze ich in der Praxis auf zwei Absicherungen.
Mit diesen Tipps können Sie Ihr Risiko zumindest etwas reduzieren:
Tipp 1: Planen Sie Exit-Möglichkeiten für den neuen Inhaber ein
Wenn Sie das Unternehmen an Ihren Mitarbeiter verkauft haben und dieser Mitarbeiter nach einigen Monaten merkt, dass er überfordert ist, sollte es Möglichkeiten geben, die Übernahme rückgängig zu machen.
Eine solche “Rückabwicklung” ist häufig auch in Ihrem Interesse. Schließlich möchten Sie nicht, dass Ihr “Lebenswerk” sofort nach dem Verkauf in die Insolvenz schlittern und viele treue Mitarbeiter so ihren Job verlieren.
Nachdem Sie wieder das Ruder übernommen haben, können Sie entweder nochmal einen Management-Buy-Out probieren oder einen anderen Käufer suchen.
Tipp 2: Ziehen Sie einen spezialisierten Personalberater zu Hilfe
Als Unternehmer sollten Sie sich bei der Auswahl eines passenden Nachfolgers unbedingt externe Hilfe von einem erfahrenen Personalberater holen.
Eine betriebsfremde Person kann in den meisten Fällen besser beurteilen, ob sich der von Ihnen ausgewählte Mitarbeiter auch wirklich als Inhaber eignet.
Der Unternehmensverkauf an die Mitarbeiter im Video erklärt
Sie möchten gerne noch mehr zum Management-Buy-Out erfahren? Dann empfehle ich Ihnen mein YouTube-Video zu diesem Thema!
In diesem Video diskutiere ich mit meinem Gesprächspartner York noch detaillierter über das Auswahlverfahren des richtigen Mitarbeiters und welche Berater Sie dabei zur Seite ziehen können.
Fazit: Management-Buy-Out? Ja, aber nur mit dem oder der Richtigen!
Grundsätzlich ist eine Betriebsübernahme durch einen langjährigen Mitarbeiter durchaus positiv: Er kennt das Unternehmen, weiß wie das Tagesgeschäft abläuft und ist in der Regel leidenschaftlich dabei.
Aber: Nicht jeder gute Mitarbeiter ist auch ein guter Unternehmer.
Deshalb sollten Sie sich bei der Auswahl eines passenden Mitarbeiters im Idealfall externe Hilfe suchen und den ausgewählten Mitarbeiter unternehmerisch ausbilden.
Ansonsten kann der Management-Buy-Out schnell in der Unternehmenspleite und mit hohen Geldstrafen enden.
Sollten Sie zu diesem Thema weiterführende Fragen an mich haben oder meine Beratung wünschen, können Sie mich jederzeit via Telefon (+49 40 44 33 11), E-Mail (anfrage@steuerberatung-breit.de) oder Kontaktformular kontaktieren.
Als Steuerberater in Hamburg habe ich mich auf die Unternehmensnachfolge spezialisiert und helfe auch Ihnen gerne weiter.
Herzlichst,
Ihr Thomas Breit
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