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Insolvente Unternehmen kaufen: Wann ist es eine günstige Investitionsmöglichkeit?

Insolvente Unternehmen kaufen
Sie sind Unternehmer und am Kauf einer anderen Firma interessiert? Dieses Unternehmen durchläuft zwar gerade ein Insolvenzverfahren, wäre aber wegen Kundenbeziehungen oder Patenten dennoch für Sie interessant?

Nur: Lohnt sich der Kauf in einer solchen Situation wirklich? Oder gehen Sie nur unnötige Risiken ein?

Der Kauf direkt aus der Insolvenzmasse erscheint vielen Unternehmern besonders risikoreich. Schließlich hatte dieser Betrieb gerade massive finanzielle Schwierigkeiten und steht auf wackligen Beinen.

Ob das Risiko für Sie tatsächlich höher ist oder ob Sie ein insolventes Unternehmen bedenkenlos kaufen können, erkläre ich Ihnen leicht verständlich und ohne Steuerberater-Fachbegriffe in diesem Artikel. Sie erfahren:

Dieser Beitrag wurde am 16. September 2021 aktualisiert.

Was ist eigentlich eine Insolvenz?

Ein Unternehmen gilt als insolvent, wenn es seine Rechnungen nicht mehr begleichen kann und somit zahlungsunfähig ist.

Der Inhaber des Unternehmens hat dann die Pflicht, die Zahlungsunfähigkeit beim Gesetzgeber bekanntzugeben. Tut er das nicht innerhalb einer Frist von drei Wochen, kann er sich wegen Insolvenzverschleppung strafbar machen.

Danach wird ein sogenanntes Insolvenzverfahren eröffnet. Im Zuge dieses Verfahrens werden einzelne Vermögensgegenstände oder das gesamte Unternehmen verkauft, um die Schulden bestmöglich zurückzahlen zu können.

Ein Insolvenzverfahren wird immer von einem Insolvenzverwalter durchgeführt, der möglichst viel Geld für die Unternehmens-Gläubiger herausholen möchte. So stellt er sicher, dass jeder Kreditgeber seine ausständigen Forderungen erhält.

Besonders Konzerne werden daher häufig “zerschlagen”. Das heißt, dass diese Firmen nicht im Ganzen, sondern in mehreren Einzelteilen verkauft werden. So wird in der Regel ein höherer Gesamtverkaufspreis erzielt.

Bei kleineren Firmen lohnt sich eine Zerschlagung nicht immer und deshalb können solche Unternehmen bei einem passenden Angebot auch im Ganzen an einen Interessenten verkauft werden.

Insolvente Unternehmen kaufen: Was ist der Unterschied zum “normalen” Unternehmenskauf?

Unterschied 1: Steuerliche Haftungsrisiken

Kaufen Sie ein Unternehmen, haften Sie ab dem Zeitpunkt der Übernahme für alle steuerlichen Angelegenheiten dieses Betriebs. Diese Verantwortung reicht sogar bis in die Vergangenheit zurück und Sie sind auch für mögliche Steuerschulden Ihres Vorgängers verantwortlich.

Wenn Sie hingegen ein Unternehmen direkt aus der Insolvenzmasse erwerben, übernehmen Sie keinerlei steuerliche Haftung (siehe § 75 Absatz 2 AO).

Aus einer rein steuerrechtlichen Perspektive haben Sie daher beim Kauf eines insolventen Unternehmens sogar weniger Risiko als bei einer “normalen” Übernahme.

Unterschied 2: Kaufpreis

Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten ist der Kaufpreis für ein insolventes Unternehmen niedriger als für ein vergleichbares, gesundes Unternehmen.

Analysieren Sie Kundenbeziehungen, Patente oder sonstige Vermögensgegenstände vor dem Kauf genau, können Sie hier relativ einfach ein “Schnäppchen” machen.

Unterschied 3: Ruf des Unternehmens

Durch ein Insolvenzverfahren wird in der Regel die Reputation eines jeden Betriebs geschädigt.

Lieferanten, Kunden oder andere Geschäftspartner sind unsicher und wissen nicht, ob das betroffene Unternehmen tatsächlich fortgeführt werden kann.

Kaufen Sie einen solchen Betrieb direkt aus der Insolvenzmasse, kann es daher sein, dass Sie zuerst den angeschlagenen Unternehmensruf wiederherstellen müssen.

Wichtiger Unterschied: GmbH aus Insolvenzmasse ist nicht gleich überschuldete GmbH

Eine überschuldete GmbH ist ein Unternehmen, das erst kurz vor einer Insolvenz steht. Dieses Unternehmen hat das Insolvenzverfahren noch nicht durchlaufen und kann deshalb nicht aus der Insolvenzmasse herausgekauft werden.

Bei einem Kauf müssten Sie wahrscheinlich gleich nach der Übernahme dieses Insolvenzverfahren anmelden und sind noch nicht von der Haftung nach § 75 Absatz 2 AO befreit.

Deshalb rate ich Ihnen dringend vom Kauf eines überschuldeten Unternehmens ab. Die Risiken sind hier einfach zu hoch. Sie übernehmen in einem solchen Fall nämlich die Verantwortung für alle etwaigen Steuerschulden dieses Unternehmens.

Wenn Sie eine mögliche Insolvenz nicht schnell genug nach der Übernahme beim Gesetzgeber melden, können Sie sich sogar wegen Insolvenzverschleppung strafbar machen. Dann könnten Sie im schlimmsten Fall sogar zu einer Gefängnis-Strafe verurteilt werden.

Wie Sie auch ohne die Übernahme des ganzen überschuldeten Unternehmens einzelne Vermögensgegenstände kaufen können, habe ich Ihnen in einem eigenen Blogbeitrag zusammengefasst. Klicken Sie hier, um zu diesem Beitrag zu gelangen: https://www.steuerberatung-breit.de/verschuldete-gmbh-kaufen-macht-das-aus-steuerlicher-sicht-sinn/

Insolvente Unternehmen kaufen: Darum ist ein Asset Deal sinnvoll

Bei einem Asset Deal kaufen Sie nicht das Unternehmen als Ganzes, sondern legen genau fest, welche Vermögensgegenstände Sie übernehmen möchten.

Wenn nur bestimmte Standorte oder Sparten für Sie interessant sind, können Sie diese inkludieren und andere ausschließen.

Dadurch haben Sie mehr Kontrollmöglichkeiten, aber auch einen höheren Aufwand. Denn um zu einem Kaufpreis zu kommen, müssen Sie alle gewünschten Vermögensgegenstände einzeln bewerten.

Beim Kauf eines insolventen Unternehmens kann sich dieser Aufwand allerdings auszahlen. Immerhin ist dieses Unternehmen vor Kurzem in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Ein solches Unternehmen “blind” und ohne genaue Überprüfung zu kaufen ist, trotz der oben erwähnten Enthaftung und des in der Regel niedrigeren Kaufpreises, keine gute Idee.

Vielmehr sollten Sie versuchen, sich die besten “Rosinen” herauszupicken und so die Chance einer erfolgreichen Übernahmen zu maximieren.

Fazit: Insolvenz bietet Chance, um ein Unternehmen günstig zu erwerben

In der Regel ist die Insolvenz eines Unternehmens eine gute Möglichkeit, um eine Firma günstig zu kaufen. Im Zuge des Insolvenzverfahrens müssen nämlich die Gläubiger des Unternehmens finanziell entschädigt werden.

Das benötigte Geld muss meistens mit dem Verkauf des Unternehmens oder dem Verkauf einzelner Vermögensgegenstände beschafft werden. Daher hat der Insolvenzverwalter großen zeitlichen Druck bei der Käufersuche.

Diese Situation können Sie nutzen und die GmbH mit etwas Verhandlungsgeschick zu einem günstigen Preis kaufen.

Zusätzlich zu einem niedrigeren Kaufpreis sind Sie auch von Steuer-Haftungen befreit und müssen keine Nachzahlungen oder Strafverfahren befürchten.

Trotz dieser Vorteile muss auch hier der Kauf gut überlegt sein. Denn ein günstiger Kaufpreis und keine Bedrohung durch Haftungsrisiken bedeuten noch lange nicht, dass die Übernahme ein garantierter Erfolg wird.

Vor jedem Unternehmenskauf müssen Sie sich deshalb Hilfe von einem Steuerberater holen. Nur ein Steuerberater kann Unternehmensbewertungen prüfen und beurteilen, ob sich der Kauf für Sie lohnen könnte.

Und selbst nach dieser eingehenden Analyse und Beratung bleibt immer ein gewisses Restrisiko.

Für ein persönliches Gespräch können Sie mich jederzeit via Telefon (+49 40 443311), E-Mail (anfrage@steuerberatung-breit.de) oder meinem Kontaktformular (hier klicken!) erreichen.

Als Steuerberater in Hamburg habe ich mich auf die Unternehmensnachfolge spezialisiert und helfe auch Ihnen gerne weiter.

Herzlichst,

Ihr Thomas Breit

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