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Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR): In diesen 3 Situationen macht sie Sinn

Sie haben schon von der Rechtsform “Gesellschaft bürgerlichen Rechts” oder kurz GbR gehört, wissen aber eigentlich nicht was diese Rechtsform genau ist? Könnte die GbR eine günstige Alternative zur GmbH für Sie sein? Würde eventuell sogar eine Umwandlung Ihres Unternehmens in eine GbR Sinn machen?

In meinem Alltag als Steuerberater in Hamburg höre ich diese Fragen immer wieder. Viele Unternehmer haben schon von der Gesellschaft bürgerlichen Rechts gehört, sind bei den Details aber unsicher.

Hier möchte ich mit diesem Beitrag ansetzen.

Dieser Beitrag wurde am 21. November 2022 aktualisiert.

Was ist eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) genau?

Eine GbR ist eine Personengesellschaft bei der sich mindestens 2 Gesellschafter zusammenschließen (siehe § 705 BGB). Dabei handelt es sich um die einfachste Form der Personengesellschaft und andere Formen wie etwa die OHG oder die KG bauen auf die GbR auf. Alle Gesellschafter einer GbR haften unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen.

Das brauchen Sie, um eine GbR zu gründen

Um eine GbR gründen zu können, benötigen Sie nicht zwingend einen schriftlichen Vertrag oder Startkapital. Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts kann beispielsweise mündlich oder auch durch schlüssiges Handeln zustande kommen.

Als Steuerberater empfehle ich Ihnen aber immer einen schriftlichen Vertrag aufsetzen zu lassen. Denn kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Gesellschaftern, kann man mit einem schriftlichen Gesellschaftsvertrag seine Interessen besser durchsetzen.

Das einzige, dass Sie also wirklich zwingend benötigen, ist ein zweiter Gesellschafter – Denn alleine können Sie keine GbR gründen.

Die Vorteile und Nachteile der GbR im Überblick

Da es sich bei der Gesellschaft bürgerlichen Rechts um eine Personengesellschaft handelt, treffen die meisten Vor- und Nachteile der anderen Personengesellschaften (z.B. oHG oder KG) auch hier zu. Die wichtigsten fasse ich Ihnen hier zusammen:

Vorteil 1: Sie müssen nur wenige Formvorschriften beachten

Bei einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts können ohne aufwändige Gesellschafterbeschlüsse Entscheidungen treffen.

Zusätzlich müssen Sie die laufenden Ergebnisse nicht publizieren, können einfach Privatentnahmen tätigen und frei über die in der Gesellschaft verbliebenen Gewinne verfügen.

Vorteil 2: Sie profitieren von niedrigen Gründungs- und laufenden Kosten

Ihre Kosten für eine nötige Rechts-Beratung bei der Gründung sind deutlich niedriger als bei anderen Firmengründungen. Außerdem haben Sie keine Notarskosten und müssen die GbR auch nicht ins Firmenbuch eintragen lassen.

Sie sind auch nicht zur doppelten Buchführung oder Bilanzierung verpflichtet – dadurch können Sie Ihre laufenden Kosten sehr niedrig halten.

Nachteil 1: Sie haften unbeschränkt mit Ihrem Privatvermögen

Sollte die Gesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten geraten, können Sie unter Umständen mit Ihrem Privatvermögen haften.

Wichtig: Diese private Haftung ist unbegrenzt. Das bedeutet, dass Sie solange mit Ihrem eigenen Vermögen für die Gesellschaft haften, bis Sie als Privatperson “pleite” sind.

Nachteil 2: Sie können keinen externen Geschäftsführer einstellen

Um Geschäftsführer zu sein, müssen Sie gleichzeitig auch Teilhaber der Gesellschaft sein.

Wenn Sie sich also beispielsweise aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und eine unbeteiligte Dritte Person zum Geschäftsführer ernennen möchten, ist das bei dieser Rechtsform nicht möglich.

In diesen 3 Situationen macht eine GbR Sinn

Bei der GbR handelt es sich um eine Rechtsform, die in der Praxis eher selten vorkommt. Meiner Meinung nach gibt es sogar nur folgende 3 Situationen, wo Sie über die Gründung einer GbR nachdenken sollten:

Situation 1: Ihre Haftungsbeschränkung ist nicht wichtig

Wie oben beschrieben haften Sie bei einer GbR immer unbeschränkt und mit Ihrem Privatvermögen. Ist Ihnen das bewusst und die Begrenzung Ihrer Haftung ist Ihnen auch nicht wichtig, kann für Sie eine GbR Sinn machen.

Situation 2: Gründung soll schnell und mit wenig Aufwand gehen

Die Gründung einer GbR dauert in der Regel nur wenige Tage und ein Gesellschaftsvertrag ist oft standardisiert.

Soll Ihre Unternehmensgründung also schnell gehen und geringe Kosten verursachen, ist eine GbR die richtige Rechtsform für Sie.

Situation 3: Sie benötigen keine betriebliche Altersvorsorge

Da Sie bei der GbR nicht angestellt sind, ist eine betriebliche Altersvorsorge nicht möglich. Darüber sollten Sie sich bei der Gründung im klaren sein.

Ist eine betriebliche Altersvorsorge für Sie von vornherein unwichtig, können Sie über die Gründung einer GbR nachdenken.

GbR vs GmbH: Das sind die Haupt-Unterschiede

Wie in der Einleitung erwähnt, werde ich von meinen Mandanten oft gefragt, ob die Gesellschaft bürgerlichen Rechts eine GmbH Alternative ist. Warum ich diese Frage immer mit “Nein” beantworte, sehen Sie anhand dieser 4 Unterschiede:

Unterschied 1: Die Haftung

Bei der GmbH ist Ihre Haftung in der Regel auf Ihre Einlage beschränkt.

Bei einer GbR haften Sie unbeschränkt mit Ihrem Privatvermögen.

Unterschied 2: Benötigtes Kapital

Um eine GmbH gründen zu können, benötigen Sie immer 25.000 Euro Stammkapital. Mithilfe einer Sachgründung müssen Sie diesen Betrag zwar nicht zwangsläufig in bar einzahlen, dennoch benötigen Sie gewisse Vermögenswerte um eine GmbH zu gründen.

Für die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts gibt es kein Mindestkapital. Sie können eine GbR auch bereits mit einem Euro als Kapital gründen.

Unterschied 3: Gründungskosten und Verwaltungsaufwand

Bei der GmbH-Gründung haben Sie hohe Kosten für Anwälte, Notare und die Eintragung ins Firmenbuch. Zusätzlich dazu ist Ihr laufender Verwaltungsaufwand durch teurere Jahresabschlüsse und Veröffentlichungs-Pflichten um ein Vielfaches höher als bei einer GbR.

Um eine GbR zu gründen, entfallen Kosten für einen Notar und die Eintragung ins Firmenbuch. Auch Ihre laufenden Verwaltungskosten sind bedeutend geringer als bei einer GmbH.

Unterschied 4: Die Besteuerung

Gewinne unterliegen bei einer GmbH immer der Körperschaftssteuer. Werden die Gewinne an die Gesellschafter ausgeschüttet, müssen Sie auch noch die Kapitalertragssteuer zahlen. Zusätzlich müssen Sie für eine GmbH auch immer die Gewerbesteuer bezahlen.

So kommen Sie bei der GmbH auf eine Gesamtbesteuerung von ca. 48 %, wenn Sie Ihre Gewinne ausschütten. Wenn der Jahresüberschuss im Unternehmen bleibt, beträgt der Steuersatz 30%.

Da es sich bei einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts um eine Personengesellschaft handelt, wird nicht die Gesellschaft selbst, sondern Sie persönlich besteuert. Ihr gesamtes Einkommen, dass Sie aus Ihrer Tätigkeit als GbR Gesellschafter beziehen, wird zu Ihrem restlichen Einkommen addiert und unterliegt der Einkommenssteuer.

Je nach Höhe des Einkommens beträgt Ihr Steuersatz wahrscheinlich 42 oder 45 %. Wichtig: Ob Sie die Gewinne ausschütten oder nicht spielt in diesem Fall keine Rolle – die Besteuerung ist immer gleich hoch.

 

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Fazit: GbR für schnelle & einfache Gründung – Aber keine GmbH-Alternative

Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts macht nur Sinn wenn Sie keine Altersvorsorge benötigen, die Haftungsbeschränkung unwichtig ist oder die Gründung schnell gehen muss. In allen anderen Fällen wären Sie mit einer OHG, einer KG oder einer GmbH wahrscheinlich besser beraten.

Da es sich bei der GbR um eine Personengesellschaft handelt, ist sie aber auf keinen Fall eine Alternative zur GmbH. Denn bei der GbR haften Sie unbeschränkt mit Ihrem Privatvermögen und auch die Besteuerung ist gänzlich anders als bei einer GmbH. Die einzig sinnvolle, günstige Alternative zur GmbH stellt die UG dar.

Weitere Informationen zu ebendieser UG und zu den anderen Rechtsformen erhalten Sie in den folgenden Blog-Beiträgen:

Sie haben noch Fragen zur GbR?

Sie haben weiterführende Fragen zur Gesellschaft bürgerlichen Rechts oder Sie möchten einfach wissen, welche Rechtsform sonst für Sie die richtige wäre? Gerne können Sie mit Ihren Fragen auf mich zukommen. Das Erstgespräch am Telefon führe ich ganz unverbindlich. Schließlich wollen Sie sichergehen, dass ich auch der richtige Steuerberater in Hamburg für Sie bin.

In diesem Sinne, können Sie mich jederzeit per Telefon (+49 40 44 33 11), per E-Mail (anfrage@steuerberatung-breit.de) oder über das Kontaktformular (hier klicken!) in meiner Steuerberatungskanzlei in Hamburg kontaktieren.

Herzlichst,
Ihr Thomas Breit

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